09.07.2018

„Es ist noch Luft nach oben“

Philipp Mann im Interview mit CP Monitor über die Ergebnisse der NFE-Studie

Philipp Mann, geschäftsführender Gesellschafter von MPM Corporate Communication Solutions.

In unserer DAX-30-Studie zur erstmaligen Umsetzung der Nichtfinanziellen Erklärung (NFE) haben wir gemeinsam mit Universal Reporting analysiert, wie Deutschlands größte börsennotierte Unternehmen die Vorgaben aus dem CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetz realisiert haben. In der aktuellen Ausgabe von „CP Monitor“ hat Philipp Mann im Interview Stellung dazu bezogen, warum Transparenz und Mehrwert für den Nutzer bei den NFE durchaus noch ausbaufähig sind.

CP Monitor: Hat die CSR-Richtlinie ihr Ziel erreicht, mehr Transparenz zu schaffen?

PM Unsere Auswertung der DAX-30-Geschäftsberichte hat gezeigt, dass die erweiterte Berichterstattung in der ersten Saison mehrheitlich leider keinen zusätzlichen Informationswert für die Leser gebracht hat. Durch die neuen Vorgaben hat die Komplexität der Berichte eher zugenommen. Wichtige Aspekte, wie etwa das Thema Risiken, wurden vernachlässigt. Gleichzeitig sind durch eine noch nicht ausgereifte Strukturierung und Aufbereitung der Informationen neue Redundanzen entstanden. Einige wenige Vorreiter haben es geschafft, die Anforderungen des CSR-RUG positiv für ihre Kommunikation und Reputation zu nutzen. Bei den meisten Unternehmen allerdings besteht noch ziemlich viel Luft nach oben.

CP Monitor: Der Erstaufschlag hat Sie also noch nicht überzeugt. Wo sehen Sie die Ursachen?

PM Es scheint, als hätten sich die Unternehmen in der ersten Berichtssaison noch an die neuen Informationspflichten herangetastet und sich dabei vor allem auf die Erfüllung der Mindestanforderungen konzentriert. Selbst die bisherigen Vorreiter der integrierten Berichterstattung haben die CSR-Richtlinie nicht für eine Weiterentwicklung genutzt. Der Gesetzgeber hat den Unternehmen ja in vielen Punkten großen Gestaltungsspielraum überlassen – sowohl bei den formellen als auch bei den kommunikativen und inhaltlichen Aspekten. Ein Prototyp in der Umsetzung der neuen Berichtspflicht lässt sich aktuell nicht erkennen. Dies erschwert natürlich die Vergleichbarkeit. Es bleibt spannend, ob sich die Handhabung in den kommenden Jahren angleichen wird. 

CP Monitor: Wo sehen Sie die größten Optimierungspotenziale?

PM Die Unternehmen sollten in Zukunft ganz grundlegend die Chance nutzen, das Thema Nachhaltigkeit noch näher an die Geschäftsprozesse heranzuführen. Dazu müssen finanzielle und nichtfinanzielle Informationen noch stärker miteinander verzahnt werden. Redundanzen gilt es stärker zu vermeiden. Daneben eröffnen auch Strukturierung und Gestaltung ganz konkrete Verbesserungsmöglichkeiten. Unsere qualitativ-vergleichende Betrachtung der DAX-30-Berichte hat auch gezeigt, dass einige Unternehmen in bestimmten Fragestellungen, in der Erfüllung der geforderten Kriterien, der Übersichtlichkeit oder der grafischen Darstellung durchaus sehr innovative und überzeugende Lösungsansätze erarbeitet haben.

Dieses Interview ist erschienen in der Magazin-Ausgabe 2/18 von CP Monitor. Die komplette Studie von MPM und Universal Reporting ist auf Anfrage per E-Mail an studie@MPM.de erhältlich.