28.04.2020
„Dranbleiben und stoisch weitermachen“
Marius Kursawe ist Unternehmer, Speaker und Autor. Und er ist zweifacher Vater. Wir sprachen mit ihm über seinen Podcast „Working Dad“.
Die aktuelle Corona-Krise hält die Welt in Atem – und bringt das bisherige Leben nahezu zum Erliegen. Für viele bietet der Shutdown auch Zeit zum Nachdenken. Und gerade Podcasts avancieren jetzt zum idealen Format, um sich eingehender mit Themen zu beschäftigen, statt sie lediglich oberflächlich anzuteasern.
Marius, du hast letztes Jahr Deinen eigenen Podcast „Working Dad“ gestartet. Die Idee dazu hat Dich schon einige Jahre beschäftigt. Warum hat es so lange gedauert?
MK Ich habe lange nach dem "richtigen" Thema für mich gesucht. Viele Nischen sind ja bereits mit gutem Content besetzt. Da höre ich dann lieber zu als selbst zu produzieren. Als ich dann Vater geworden bin, habe ich immer öfter nach einem Angebot gesucht, das mich inhaltlich anspricht – und mich sowohl als Unternehmer als auch als Familienvater abholt.
Und diese Lücke hast Du jetzt gefüllt.
MK Die größte Hürde war für mich die Technik. Ich komme ja auch dem Bereich Content-Creation und bin es gewohnt, in Inhalten zu denken, Redaktionspläne zu machen und Themen abzuarbeiten. Aber ich hatte überhaupt keine Ahnung, wie man einen Podcast aufnimmt, geschweige denn in die Listen von iTunes oder Spotify kommt.
Hast Du Dir professionelle Unterstützung geholt?
MK Ein Freund von mir ist Tontechniker. Der hat mir sehr geholfen, das richtige technische Equipment auszusuchen – also Mikrofon, Aufnahmegerät, Software etc. Und ich habe mit anderen Podcastern gesprochen, deren Erfahrungen für mich sehr wertvoll waren. Letztlich habe ich die meisten Dinge gelernt, indem ich sie einfach ausprobiert habe.
Du bist sehr aktiv in den Sozialen Medien. Reicht das, um Reichweite zu erzeugen?
MK Am Anfang habe ich tatsächlich vor allem auf mein eigenes Netzwerk gesetzt. Das ist gerade zum Start wichtig, wenn der Algorithmus der Streaming-Portale einen noch nicht auf dem Schirm hat. Dabei stellt sich dann direkt schon die Frage, wie ich mich positionieren möchte und welche Netzwerke für die Vermarktung des Podcasts am besten geeignet sind. Über Instagram erhalte ich beispielsweise halb so viel Response wie auf LinkedIn. Deshalb lege ich mein Hauptaugenmerk auf LinkedIn.
Mittlerweile hast Du Routine.
MK Ich bin jetzt seit gut einem halben Jahr dabei. Die Technik – die viele andere Podcaster übrigens von Drittanbietern managen lassen – beherrsche ich. Die größte Herausforderung ist für mich meine eigene Disziplin. Ich habe gelernt: Dranbleiben und stoisch weitermachen ist extrem wichtig.
Dein Podcast lebt, wie viele andere auch, von interessanten Gästen.
MK Ich habe mir am Anfang eine Liste gemacht mit spannenden Gästen aus meinem beruflichen oder privaten Umfeld. Wo sind Typen, die ich spannend finde? Diese Liste ergänze ich weiter, etwa durch Artikel oder Postings. Inzwischen bekomme ich aber schon Hinweise und auch Leute, die sich selbst als Gäste ins Spiel bringen.
Ist die Vorbereitung nicht mega aufwendig?
MK Kurz gesagt: ja. Und mein größter "Fehler" war sicherlich, den Aufwand zu unterschätzen. Ich veröffentliche alle 14 Tage – anders könnte ich es gar nicht schaffen. Trotzdem investiere ich pro Folge sicher fünf bis sechs Stunden – neben Job und Familie.
Warum machst Du das, was treibt Dich an?
MK Ich mag zum einen das Medium und ich mag es, mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Jede Folge ist – wenn sie fertig ist – wie ein abgeschlossenes Werk oder Projekt. Ich habe schnell Erfolgserlebnisse und kann mich mit jeder Folge einem neuen Thema oder Typen widmen.
Podcasts boomen nicht erst seit der Corona-Krise. Worin liegen Deiner Meinung nach die Vorteile dieses Formats?
MK Eigentlich dürfte es sie gar nicht geben. Alles im Bereich Content ist ja eher auf kleine Bytes und schnell konsumierbare Einheiten ausgerichtet. Aber die Leute wollen vielleicht gerade deshalb wieder vermehrt die lange Strecke. Sich mit einer Person länger auseinandersetzen. In ein Thema wirklich tief einsteigen. Ein großer Erfolgsfaktor ist sicherlich, dass man keine andere Mediengattung nebenbei konsumieren kann. Studien zeigen, dass die meisten Menschen Podcasts beim Putzen, Pendeln und Sport treiben hören. Das kann kein Blog, keine YouTuber und erst recht keine Zeitung.
Apple: https://podcasts.apple.com/de/podcast/working-dad-podcast/id1479570002
Spotify: https://open.spotify.com/show/6ydzq0I5JRd9PbWvzgPON3
ZUR PERSON
Marius Kursawe
Marius Kursawe ist Co-Founder von Work-Life-Romance und 21 Skills. Er begleitet Menschen in beruflichen Veränderungen und berät Unternehmen beim Abenteuer „New Work“. Außerdem ist Marius Dozent für Design Thinking an der Universität Köln, gibt als Speaker ungewöhnliche Ausblicke in die Zukunft der Arbeit und hat bislang drei Bücher geschrieben („Design Your Life“, „Journal of Happiness“, „Berge versetzten“).